Studie zum Intervallfasten im Alter: Auch über 60-Jährige profitieren von täglichen Essenspausen
Intermittierendes Fasten nach der 16:8-Methode führt auch bei älteren Menschen zu einer bedeutsamen Abnahme von Körpergewicht und Bauchumfang -> Im Gespräch mit Dr. Dippel dem Leiter der Studie
Ob Esspausen von mindestens 16 Stunden täglich, das sogenannte „Intervallfasten“, auch bei der Generation „60 plus“ zu einer Gewichtsabnahme führt, wollten Studierende des TU-Gasthörerstudiums BANA wissen – und führten eine wissenschaftliche Studie unter Alltagsbedingungen durch.
Resultat: Nach vier Wochen hatten 66 von 74 Teilnehmern*innen mit einem Altersdurchschnitt von 64,3 Jahren Gewicht verloren (89,2 %). Die mittlere Gewichtsabnahme betrug bei den Frauen 1,4 kg und bei den Männern 1,9 kg. Insgesamt 37 Teilnehmer*innen (50 %) nahmen zwischen 1,5 und 6 kg ab.
Im gleichen Zeitraum verringerte sich der Bauchumfang bei 58 von 74 Teilnehmern (78,4%). Die mittlere Reduktion des Bauchumfangs betrug 2 cm bei den Frauen und 2,3 cm bei den Männern. Bei 45 Probanden*innen (61 %) verringerte sich der Bauchumfang um mehr als 2 cm.
Die Ergebnisse wurden am 08.10.2020 in der Fachzeitschrift Ernährung & Medizin veröffentlicht:
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1115-9709
Außerdem wurden die BANA-Forschenden eingeladen, ein Poster auf der Jahrestagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e. V. vom 8. – 10. Oktober in Leipzig zu präsentieren:
https://dag-kongress.de/wp-content/uploads/2020/10/70_abstract.pdf
Was ist Intervallfasten?
Unter dem Oberbegriff Intervallfasten werden heute verschiedene Fastenvarianten verstanden, vom stundenweisen Fasten innerhalb eines Tages bis zum tageweisen Fasten innerhalb einer Woche.
Allen ist eine mittlerweile nachgewiesene gesundheitsfördernde Wirkung gemeinsam, von der Gewichtsabnahme über eine Stoffwechselumstellung bis hin zur sogenannten Autophagie, einem intrazellulären Selbstreinigungsprozess, für dessen umfassende Beschreibung der Japaner Yoshinori Ohsumi 2016 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
Intervallfasten: Ohne Aufwand und Kosten abnehmen
„Bei jungen Erwachsenen ist derzeit die 16:8-Methode sehr populär“, erklärt Dr. Franz-Werner Dippel, Studienleiter und einer der Autoren der Studie. „Wir wollten prüfen, ob sich das Intervallfasten auch für ältere Menschen eignet, was bisher nicht untersucht ist.“
Ganz wichtig war dem Team ein pragmatischer Ansatz für die Durchführung des Fastens, denn, so Franz-Werner Dippel, ausschlaggebend für den langfristigen Erfolg einer Ernährungs- beziehungsweise Fastenintervention ist die möglichst einfache Einbindung des Fastenregimes in den Alltag.
„Die Maßnahme sollte keine Kosten verursachen, keinen besonderen Aufwand darstellen oder invasive Maßnahmen beinhalten und sich gut in den Tagesablauf integrieren lassen. Auch haben wir auf die Erfassung von Energiegehalt und Zusammensetzung der Nahrung sowie auf die Dokumentation des Bewegungsverhaltens verzichtet.“
Fastenzeiten von mehr als 16 Stunden an 86 Prozent aller Studientage
Insgesamt 74 Teilnehmer*innen mit einem Durchschnittsalter von 64,3 Jahren, sowohl normal- als auch übergewichtige Personen, nahmen an der Studie teil. Die Fastentagebücher zeigten: An 86 Prozent aller Studientage wurden Fastenzeiten von 16 Stunden oder mehr erreicht. An 97 % aller Studientage wurden immerhin noch Fastenzeiten von mindestens 14 Stunden erreicht. Das spricht für eine sehr gute Compliance der Studienteilnehmer.
Die Gewichtsdifferenzen lagen schließlich zwischen minus sechs bis plus ein Kilogramm. Eine Gewichtsreduktion von ein bis zwei Kilogramm monatlich gilt gemäß den Leitlinien der Deutschen Adipositas-Gesellschaft als gesundheitlich unbedenklich und klinisch relevant.
„Das Studienergebnis erfüllt damit die allgemeinen Anforderungen an eine erfolgreiche Ernährungsintervention und kann deshalb als guter Abnehmerfolg für die untersuchte Altersgruppe gewertet werden“, freut sich Franz-Werner Dippel, der promovierter Medizinbiologe ist und sich beruflich mehr als 30 Jahre mit ernährungsbedingten Stoffwechselerkrankungen (Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Fettleber, krankhaftes Übergewicht) beschäftigt hat.
Er und das siebenköpfige Autorenteam der Ernährungsstudie hatte sich im letzten Studiensemester mit dem Thema „Entzündungen“ beschäftigt und den Einfluss verschiedener Faktoren auf Entzündungsprozesse untersucht, wie zum Beispiel Schlaf, Stress, Bewegung, Ernährung und Fasten.
Interview mit dem Studienleiter
Wir fanden die Ergebnisse so beeindruckend, dass wir uns kurzer Hand zu einem Interview mit Franz-Werner entschieden haben. In unserem Gespräch unterhalten wir uns über die Rahmenbedingungen und Ergebnisse der Studie.
Darüber hinaus berichtet uns Franz-Werner über seine eigenen Erfahrungen mit dem Intervallfasten. Der 65-Jährige hat selbst erst vor 1,5 Jahren zum intermittierenden Fasten gefunden und dank 16-stündiger Essenspausen unter Berücksichtigung des Biorhythmus in sieben Wochen insgesamt 8 kg Gewicht abgenommen und hält seitdem sein Gewicht.
Als Biologe ist er auch aus evolutionsbiologischer Sicht vom Intervallfasten überzeugt, so dass er dabeigeblieben ist und diesen Essrhythmus inzwischen auch in seinen Vorträgen und Seminaren weiterempfiehlt.
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Konsequenzen für die Praxis
Laut Franz-Werner Dippel kommt es also offensichtlich nicht nur darauf an, was wir essen (Zusammensetzung der Nahrung) und wie viel wir essen (Menge der Nahrung, Kalorien), sondern auch, wie oft und zu welcher Zeit wir essen (Frequenz und Timing der Nahrungsaufnahme)!
Je nachdem, welche Nährstoffe (Kohlenhydrate, Fett, Eiweiß) wir zu uns nehmen, und wann wir dies tun, entfalten die darin enthaltenen Kalorien eine unterschiedliche Stoffwechselwirkung. So können Nährstoffe z. B. als Brennstoff (Sport), Baustoff (Muskelwachstum) oder als Speicherstoff (Fettpolster) verwendet werden.
Weiterführende Informationen zur Intervallfastenstudie im Alter
Diejenigen, die gerne tiefer in die Studienergebnisse eintauchen möchten, finden mehr Infos auf der Homepage der BANA-Studenten an der Technischen Universität Berlin unter folgendem Link: https://www.banastudenten.de/index.php/schwerpunkt-gesundheit-und-ernaehrung.html
Über Franz-Werner Dippel
Franz-Werner Dippel hat Biologie studiert und in Medizin promoviert. Er hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung im Bereich ernährungsbedingter Stoffwechselerkrankungen (Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Fettleber, krankhaftes Übergewicht). Seit 2018 ist er Gaststudent an der TU Berlin und als freiberuflicher Dozent für Gesundheit und Ernährung tätig.
Sein derzeitiges Kursangebot bei der Volkshochschule Berlin und Oberhavel umfasst folgende Themen:
- Zucker – ein dickes Problem!
- Die Fettlüge – welche Fette sind gesund?
- Das Mikrobiom – wie Darmbakterien unsere Gesundheit beeinflussen
- Stärkung des Immunsystems durch gesunde Ernährung
- Was taugen Vitaminpillen und Mineralstofftabletten?
- Abnehmen mit Low-Carb
- Intervallfasten – vier Wochen im Selbsttest
- Einkaufstraining – Die Ernährungsumstellung beginnt im Supermarkt)
- Gewicht im Griff – die Kunst des Abnehmens
- Allergisch auf Essen – Nahrungsmittelallergien auf dem Vormarsch
- Vegetarisch oder vegan – Einstieg in die pflanzenbasierte Ernährung
Wer gerne einmal live bei einem Vortrag oder einem Seminar im Raum Berlin von ihm dabei sein möchte, kann ihn anschreiben und die genauen Termine erfragen: andersessenjetzt@gmx.de.
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Wer schreibt hier?
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Hi, ich bin Marion. Ich bin Diplom-Juristin und zertifizierte Ernährungs- und Gesundheitsberaterin.
Intermittierendes Fasten begleitet mich seit vielen Jahren. Für mich ist das eine hervorragende Methode, um mein Gewicht zu regulieren, ohne mich dabei beim Essen in Auswahl oder Menge beschränken zu müssen.
Mit meinen Beiträgen, möchte ich Dir Lust machen, einmal auszuprobieren, ob Intervallfasten auch Dein Leben bereichern kann.
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