Intervallfasten und seine Auswirkungen auf unser Gehirn
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Wie wirkt Intervallfasten aufs Gehirn: Werden wir dumm, wenn wir fasten?
So, wie viele bezweifeln, dass man beim Fasten genug Energie hat, um Sport zu treiben, so befürchten viele, dass Fasten die Gehirnleistung reduziert. Schließlich braucht unser Gehirn ständig Energie und woher soll diese beim Fasten kommen?
Die meisten Menschen glauben, beim Fasten würde es schwieriger, sich zu konzentrieren, an Dinge zu erinnern oder seine geistigen Fähigkeiten sonst wie einzusetzen. Selbst in der nur relativ kurzen Fastenphase beim intermittierenden Fasten befürchten sie solche Einbußen.
Und auch, wenn es noch nicht viele Untersuchungen dazu gibt, wie sich Fasten auf das menschliche Gehirn auswirkt, so gibt es spannende Beobachtungen bei anderen Säugetiere, die darauf hindeuten, dass intermittierendes als auch längeres Fasten unsere Hirnleistung positiv beeinflusst.
(Intervall-)Fasten regt das Gehirn an
Interessant ist, dass bei den meisten Säugetieren die Organe wie Leber, Nieren oder Herz bei Nahrungsmittelknappheit schrumpfen. Nur das Gehirn und die männlichen Hoden behalten ihre ursprüngliche Größe.(1) Doch wirkt sich das auch auf die Gehirnleistung aus?
In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass sich intermittierendes Fasten positiv auf die Gehirnfunktion bei Nagetieren auswirkt. Die Versuchstiere wechselten dabei von einem Tag mit normaler Nahrungsaufnahme zu einem Tag fasten. Sowohl sensorische als auch motorische Fähigkeiten (2) als auch das Gedächtnis verbesserten sich dadurch (3). Das intermittierendes Fasten erhöhte die Produktion neuer Gehirnzellen und führte zu einer erhöhten synaptischen Plastizität (4), wodurch die verbesserte Gehirnfunktion erklärt wird.
Das bestätigen auch Untersuchungen an Menschen. Wenn Menschen fasten oder in der Kalorienaufnahme beschränkt werden, kann eine gesteigerte elektrische und damit synaptische Aktivität im Gehirn festgestellt werden. Gleiches gilt für körperliches Training. In einer Studie an 50 älteren Probanden verbesserte sich der Gedächtnistest signifikant mit einer 3-monatigen um 30 % kalorienreduzierten Ernährung. (5)
Begründet wird das damit, dass intermittierendes Fasten die Synthese des Proteins BDNF (Brain-derived neurotrophic factor ) steigert. Diese Eiweißverbindung regt die Stammzellen im Hirn zur Neubildung von Zellen an und trägt zur sogenannten neuronalen Gesundheit bei, die für eine gute Kommunikation zwischen Muskeln und Nervenzellen sorgt.
Durch intermittierendes Fasten können wir die Produktion dieses für unser Gehirn so wertvolles Protein um das 400-fache steigern, so der amerikanische Arzt und Intervallfasten-Experte Dr. Michael VanDerschelden in seinem Vortrag zum intermittierenden Fasten auf youtube.
Zwischenfazit: Hunger macht klar und leistungsfähig
Das bestätigt, was wir schon lange propagieren: Hunger macht geistig klar und körperlich fit und aktiv. Denn bei Hunger werden körpereigene Stoffe produziert, die den sympathischen Teil des Nervensystems stimulieren, der für Aktivität und Leistungsbereitschaft verantwortlich ist.
Gleichzeitig wissen wir alle, was es macht, wenn wir zu viel essen. Das Essen beschwert uns, wir werden schläfrig und bewegungsfaul. Umgekehrt gilt das genauso!
(Intervall-)Fasten wirkt positiv auf die Gehirnfunktionen
Spannenderweise scheint sich der niedrige Insulinspiegel beim Fasten direkt positiv auf das Gehirn auszuwirken. Das Gedächtnis wurde bei Teilnehmern einer Studie besser, je niedriger der Insulinspiegel im Blut wurde. (5) Zudem scheint Übergewicht die Durchblutung des Gehirns zu verschlechtern. (6) Fasten senkt beides: Übergewicht und Insulin und ist damit in der Lage, die Gehirnfunktion zu verbessern.
Die Natur hat es also so eingerichtet, dass die Gehirnleistung beim Fasten erhalten und sogar verbessert wird. Und das macht ja auch durchaus Sinn. Schließlich wäre es fatal, wenn in Zeiten, in denen Nahrung knapp ist, das Gehirn leiden würde, denn damit würde die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Nahrung sinken!
Interessant zu wissen: Laura Hillenbrand beschreibt in ihrem Bestseller von 2011 „Unbeugsam“, die Berichte von amerikanischen Kriegsgefangenen in Japan während des Zweiten Weltkriegs. Diese gelangen in Hungerphasen zu einer erheblich gesteigerten geistigen Klarheit, die eindeutig mit dem Hunger zusammen hing.
Das gilt auch für längere Fastenintervalle
Wie Studien zeigen, bleibt die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns auch bei längeren Fastenintervallen erhöht. Selbst nach 24 Stunden ohne Nahrung ergaben sich keine negativen Auswirkungen, weder in Bezug auf die Aufmerksamkeit, Erinnerung oder Reaktionszeit der Teilnehmer. (7) Bei einer weiteren Studie zeigten sich keinerlei Beeinträchtigungen auf kognitive Leistung, Stimmung, Schlaf und körperliche Aktivität bei zwei Tagen fast ohne die Aufnahme von Kalorien. (8)
Merke! Fasten trübt nicht unsere Sinne, es macht uns auch nicht träge, ganz im Gegenteil. Fasten schärft unsere Sinne und macht uns körperlich leistungsfähig. Fasten hat eine energetisierende Wirkung!
(Intervall-)Fasten wirkt positiv auf die Gehirngesundheit
Fasten kann das Gehirn sogar vor Erkrankungen schützen. Alzheimer-Demenz wird in Verbindung gebracht mit Ablagerungen in den Nervenzellen. Der durchs Fasten angeregte Reinigungsprozess der Zellen (= Autophagie) könnte vor solchen Ablagerungen schützen. Zumindest bei Mäusen konnte gezeigt werden, dass der Wechsel zwischen einem Tag essen und einem Tag fasten zu einem Anstieg von bestimmten Proteinen (HSP-70) führte, die die für Alzheimer typischen Ablagerungen entfernen. (9)
Wie Du also siehst, hat Fasten eine aktivierende und sogar schützende Wirkung auf unser Gehirn.
Doch woher bekommt unser Gehirn eigentlich seine Energie beim intermittierenden Fasten?
Normalerweise gewinnt das Gehirn seine Energie aus Glukose (= Traubenzucker). Beim Fasten sind die Glukosevorräte des Körpers (= Glykogenspeicher) jedoch nach 12 bis 24 Stunden aufgebraucht. Wie lange das im Einzelfall dauert, hängt vor allem ab von der körperlichen Aktivität. (10)
Während unsere Muskeln und die meisten Zellen in unserem Körper dann Fettsäuren zur Energiegewinnung verwenden, kann das Gehirn freie Fettsäuren nicht als Energiequelle nutzen. Daher stellt die Leber Ketonkörper bereit, die sie aus Fettsäuren herstellt und ans Gehirn schickt. Dort dienen die Ketone dann als effektive und saubere Energiequelle. Damit können bis zu 75 % des Energiebedarfs des Gehirns abgedeckt werden. (11)
Die restlichen 25 % müssen auch beim Fasten durch Glukose zur Verfügung gestellt werden. Dazu stellt die Leber im Rahmen der Glukoneogenese aus Fettsäuren neue Glukose selbst her.
Und weil Ketone für die Energiegewinnung weit aus effizienter sind als Glukose, kann unser Gehirn beim Fasten sogar mehr leisten als, wenn es seine Energie aus Glukose bezieht. (12) Konzentrationsfähigkeit und Erinnerungsvermögen steigen und gleichzeitig sinkt das Risiko degenerativer Hirnerkrankungen wie Alzheimer und Demenz!
Da die meisten von uns ausreichend Fettreserven mit sich herumtragen, brauchen wir uns um die Energieversorgung unseres Gehirns beim Fasten keine Sorgen zu machen 😉
Studien und Quellen:
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- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9309105/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21861096/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17881524/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11905999/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19171901
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21311507
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7473300
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18779282
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20186857
- http://www.cell.com/cell-metabolism/fulltext/S1550-4131(13)00503-2
- Coffee, C. J.: Quick look: metabolism. Hayes Barton Press, 2004: S. 169
- http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23852511
Last Updated on 14. September 2019 by Marion Selzer
Wer schreibt hier?
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Hi, ich bin Marion. Ich bin Diplom-Juristin und zertifizierte Ernährungs- und Gesundheitsberaterin.
Intermittierendes Fasten begleitet mich seit vielen Jahren. Für mich ist das eine hervorragende Methode, um mein Gewicht zu regulieren, ohne mich dabei beim Essen in Auswahl oder Menge beschränken zu müssen.
Mit meinen Beiträgen, möchte ich Dir Lust machen, einmal auszuprobieren, ob Intervallfasten auch Dein Leben bereichern kann.
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